Presseportal
Pressemitteilungen 19.01.2023 – Oberbürgermeister Dr. Fassbinder empfing Vertreter*innen der iranischen Gemeinschaft im Rathaus
Betroffen von den furchtbaren Ereignissen im Iran und als Zeichen der Solidarität mit den revolutionären Protesten in dem Land lud Oberbürgermeister Dr. Stefan Fassbinder am Dienstag, dem 17. Januar, Iranerinnen und Iraner, die in Greifswald leben, zum Gespräch ins Rathaus ein. Rund 30 Frauen und Männer folgten seiner Einladung, rund ein Fünftel der in Greifswald lebenden iranischen Gemeinschaft. „Mit dieser Begegnung möchten wir mehr Aufmerksamkeit auf die aktuellen Ereignisse im Iran lenken und vor allem die Stimmen der hier lebenden iranischen Menschen hören“, sagte Oberbürgermeister Dr. Stefan Fassbinder: „Wir wollen ihre Erfahrungen, die Perspektiven und auch die Wünsche kennenlernen und Möglichkeiten der Unterstützung aufzeigen.“
Die Anwesenden bedankten sich für die Solidarität und das Engagement der Stadt, nicht nur die iranische Bevölkerung in Greifswald, sondern auch die Revolution im Iran zu unterstützen. In dem Gespräch wurde deutlich, dass viele Männer und Frauen vor allem unter großem psychischen Druck stehen. Die meisten sind überzeugt, dass sie selbst in Deutschland beobachtet und Gespräche mit Freunden, Verwandten und Bekannten im Heimatland abgehört werden. Viele würden deshalb nur kurze Telefonate führen, um sich zu vergewissern, dass es denjenigen zu Hause gut geht. Unter den Gästen waren Geflüchtete und Menschen im Asylverfahren oder in Duldung ebenso vertreten wie iranische Studierende, Mitarbeitende der Universität oder aus Forschungseinrichtungen. Einige leben bereits sehr lange in Greifswald, andere erst seit kurzem. Einige Geflüchtete machten auf ihre Lebenssituation aufmerksam und beklagten schweren oder fehlenden Zugang zu Integrationskursen oder zur Gesundheitsversorgung sowie fehlende Arbeitsmöglichkeiten. Ein weiteres Thema waren zu wenig Plätze und zu lange Wartezeiten für psychotherapeutische Hilfe. Eine Studentin berichtete zudem eindringlich – stellvertretend für viele Studierende aus dem Iran – von massiven materiellen Sorgen, da ihre Eltern sie aufgrund der politischen und wirtschaftlichen Situation im Iran kaum mehr finanziell unterstützen könnten und damit deren Aufenthaltstitel und auch deren Studium gefährdet seien. Die Frauen und Männer wünschten sich zudem Begegnungsmöglichkeiten und Räume für Veranstaltungen.
Für einige angesprochene Themen gab es gleich vor Ort Hilfsangebote untereinander sowie von Greifswalder Einrichtungen und Initiativen. Hierzu zählte die städtische Integrationsbeauftragte Anna Gatzke, die gleichzeitig das „Netzwerk Migration Greifswald“ mit vielfältigen Integrations- und Beratungsangeboten vertrat. Das Projekt House of Ressources in der Straze informierte über seine Angebote für Vereine und migrantische Initiativen sowie die Bereitstellung von Räumlichkeiten. Der Verein Asna e. V. für Vernetzung von Frauen bot ebenso Hilfe an wie das Psychosoziale Zentrum sowie die Initiative „Gemeinsam für Psychische Gesundheit“ der Universität Greifswald.
Die Iranerinnen und Iraner übergaben Oberbürgermeister Dr. Stefan Fassbinder eine Erklärung mit Wünschen an die Bundesregierung. Darin bitten sie unter anderem darum, die iranische Bevölkerung in Deutschland durch einen Zugang zu verschlüsselter Internetkommunikation zu unterstützen sowie die Pass- und Visavergabe zu erleichtern. Sie wünschen sich zudem, dass Studierenden und ihren Familien, die unter psychischem und wirtschaftlichem Druck stehen, geholfen wird. Sie fordern zudem eine Ausweitung der EU-Sanktionen auf alle Personen und Organe des iranischen Regimes, die an der Unterdrückung der aktuellen Proteste beteiligt sind. Oberbürgermeister Dr. Stefan Fassbinder sagte zu, die Erklärung zu unterstützen und sie auch umgehend an Bundesaußenministerin Annalena Baerbock weiterzuleiten.
Weitere Infos zu den Hilfsangeboten: