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Pressemitteilungen 25.10.2022 – Leerstehende Kita Zwergenland wird doch nicht als Flüchtlingsunterkunft des Landkreises hergerichtet

Spielgeräte für Kinder vor dem alten Gebäude der Kita Zwergenland in Greifswald
Ehemalige Kita Zwergenland

Die leerstehende Kita Zwergenland im Ostseeviertel soll nun doch nicht als vorübergehende Flüchtlingsunterkunft des Landkreises Vorpommern-Greifswald hergerichtet werden. Darüber informierte Landrat Michael Sack in einem Brief an Oberbürgermeister Dr. Stefan Fassbinder. Darin heißt es, aufgrund der aktuellen Kostensteigerungen habe das Land dem Landkreis geraten, das Projekt abzubrechen. Es könne nicht sichergestellt werden, dass die tatsächlich anfallenden Kosten für die Herrichtung der Einrichtung erstattungsfähig wären. Der Landkreis Vorpommern-Greifswald, der für die Notunterbringung zuständig ist, wollte in dem Gebäude ursprünglich bis zu 120 Menschen zeitlich befristet bis zum Frühsommer 2024 unterbringen.

Oberbürgermeister Dr. Stefan Fassbinder erklärt in einem Antwortbrief an den Landrat sein Unverständnis: „Gerade angesichts der aktuellen Nachrichtenlage, insbesondere des anhaltenden und immer aggressiveren Angriffskrieges in der Ukraine sowie der steigenden Flüchtlingszahlen aus anderen Staaten, blicken viele Kommunen und Gemeinden, so auch Greifswald, mit großer Sorge auf den kommenden Winter und die zu erwartenden Fluchtbewegungen.

Wir haben mit langem zeitlichem Vorlauf sowie mit viel Zeit- und Arbeitsaufwand das Vorhaben Flüchtlingsunterkunft Ostseeviertel gemeinsam … vorangebracht. Gern wüsste ich, dass wir auf diese Weise auf die möglichen starken Fluchtbewegungen in unserer Stadt gut vorbereitet sind und nicht nur im Krisenmodus reagieren müssen. Die Flüchtlingsunterkunft Ostseeviertel war für mich ein gutes Vorbild dafür, wie das Land, der Landkreis und die Stadt gemeinsam vorausschauend handeln und die notwendigen Vorbereitungen treffen. Die Flüchtlingsunterkunft Ostseeviertel könnte Entspannung und Handlungsspielraum auf dem engen Wohnungsmarkt in Greifswald in der aktuellen Flüchtlingssituation bringen und eine gute Aufnahme ermöglichen. Umso mehr bedauere ich es, dass die Stadt Greifswald in den Entscheidungsprozess über die Einstellung dieses Vorhabens nicht eingebunden war.“

Weiter erklärte der Oberbürgermeister, fast zeitgleich mit der Absage habe die Stadt vom Sozialamt des Landkreises die Bitte erhalten, aufgrund der Vielzahl der Zuweisungen bei der Suche nach Wohnraum zu unterstützen. „Viele ukrainische Geflüchtete aus der Notunterkunft in Loitz ziehen außerdem nach Greifswald, weil Greifswald wie in den Jahren zuvor, bei anderen Geflüchtetengruppen, als größte Stadt des Landkreises eine Anziehungskraft entwickelt. Der Wohnungsmarkt bleibt entsprechend weiter angespannt. Mit der Einstellung der Herrichtung der Flüchtlingsunterkunft in Greifswald wird uns bedauerlicherweise eine Chance genommen, gute Vorbereitungen auf den Fluchtwinter zu treffen.“, so Dr. Fassbinder.

Auch die Leiterin des Kita-Eigenbetriebes, Antje Wziontek-Franz, bedauert die Absage. Der Eigenbetrieb habe bereits Kraft und Zeit in erheblichem Umfang investiert. Unter anderem sei in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung ein Brandschutzkonzept erstellt worden, das die Grundlage für weitere Ausschreibungen bilde, wie z. B. für die Rettungswege, die Innentüren, die Elektroinstallation oder die Leitungsführung. Erste Gewerke seien ausgeschrieben und kleinere Aufträge bereits ausgelöst worden. Auch kleine Abbrucharbeiten im Gebäude seien erfolgt. Allerdings seien die Ergebnisse der Ausschreibung für die Sanierung der Sanitärstränge und der Sanitäranlagen etwas mehr als doppelt so hoch ausgefallen als geschätzt. Das Gebäude soll nun als Interimslösung für geplante Kita-Neubauten des Eigenbetriebes Hanse-Kinder dienen.

Der Eigenbetrieb sollte bei der Finanzierung des baulichen und brandschutztechnischen Umbaus zunächst in Vorleistung gehen. Der Landkreis prüft jetzt, welche Auslagen erstattet werden. Das Land Mecklenburg-Vorpommern wiederum finanziert den Landkreisen und kreisfreien Städten die notwendigen Aufwendungen für die Aufnahme und Unterbringung von Geflüchteten.

Seit Beginn des Krieges in der Ukraine sind in der Universitäts- und Hansestadt Greifswald bereits über 596 Geflüchtete angekommen. Es handelt sich vorwiegend um Frauen mit Kindern sowie ältere Personen. Die Greifswalder Wohnungsunternehmen WVG mbH und WGG eG konnten bereits 258 Geflüchtete mit insgesamt 101 Wohnungen versorgen (Stand August 2022). Darüber hinaus liegen bereits weitere Wohnungsangebote und -zusagen vor. Dies betrifft nicht nur Wohnungsbestände in Greifswald, sondern auch im Umland. Viele private Vermieter konnten ebenfalls bei der Erst- oder dauerhaften Unterbringung von ukrainischen Geflüchteten helfen.