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Pressemitteilungen 19.10.2022 – Greifswald bittet Bevölkerung um Vorsorge und bereitet zentrale Anlaufstellen im Krisenfall vor
Um bei einer möglichen Energiekrise gut vorbereitet zu sein, hat die Universitäts- und Hansestadt Greifswald parallel zu den eigenen Sparmaßnahmen in den letzten Monaten auch Schutzmaßnahmen für die Bevölkerung geplant. Sie folgt damit einer Vorgabe des Landkreises Vorpommern-Greifswald als Untere Katastrophenschutzbehörde.
„Greifswald ist in den letzten Jahren und Jahrzehnten von schwerwiegenden Katastrophen verschont geblieben und konnte Krisen gut meistern.“, betont Oberbürgermeister Dr. Stefan Fassbinder. “Dies gelang durch die Planung und Vorbereitung von entsprechenden Schutzmaßnahmen und vor allem durch das Engagement der Bevölkerung. Damit bei einem eventuellen Energieausfall unsere städtische Vorplanung von Wärmeinseln und Notunterkünften, die für die Schwächsten unserer Gemeinschaft vorgesehen sind, funktioniert, kommt es auf die private Vorsorge jedes Einzelnen an - im Rahmen der jeweiligen Möglichkeiten.“ Nachdrücklich erklärt der Oberbürgermeister: „Krisen und Katastrophen können wir als Gesellschaft nur gemeinsam meistern.“
„Mit den städtischen Sparmaßnahmen leisten wir unseren Beitrag zur Vermeidung einer Krisensituation.“, ergänzt Bausenatorin Jeannette von Busse. „Dennoch müssen wir als Stadt Sorge dafür tragen, dass es Hilfsangebote für die Bevölkerungsteile gibt, welche keine Eigenvorsorge treffen können. Obwohl wir in Deutschland eine hohe Versorgungssicherheit bei Wärme und Strom haben, müssen wir uns darauf vorbereiten, dass diese längerfristig ausfallen und lebensnotwendige Bereiche betroffen sein können.“
Zentrale Anlaufstellen im Krisenfall
Aufgrund fehlender Brennstoffe oder im Zuge einer technischen Störung können Heizungen oder auch der Strom flächendeckend und für eine längere Zeit ausfallen. Für diesen Krisenfall bereitet die Stadt die Einrichtung von zentralen Anlaufstellen wie Wärmeinseln, Notunterkünfte oder Notfall-Meldestellen vor. Die Fachingenieure der Stadtverwaltung und die Greifswalder Feuerwehr besichtigten in den vergangenen Wochen unterschiedliche Räumlichkeiten im gesamten Stadtgebiet, prüften und bewerteten sie hinsichtlich ihrer Eignung. Auch private Eigentümer*innen und die Universität Greifswald wurden einbezogen. Es wurden Notstromaggregate beschafft, um notfalls auch bei einem Ausfall der regulären Stromversorgung Notunterkünfte in Betrieb zu halten.
Die Anlaufstellen befinden sich vor allem in städtischen Gebäuden wie dem Rathaus oder in der Walther-Rathenau-Straße, in Kultureinrichtungen wie der Stadtbibliothek, dem St. Spiritus oder dem Stadtarchiv, in Schulen wie der IGS Erwin-Fischer, der Krull-Grundschule, der Kollwitz-Grundschule, der Arndt-Schule oder dem Jahn-Gymnasium sowie in Sporthallen. Aber auch andere Einrichtungen wie das MaJuWi, das Technologiezentrum, das Tagungszentrum des Berufsbildungswerkes oder Universitätsgebäude stehen als Treffpunkte im Notfall zur Verfügung.
„Bei der Auswahl spielten unter anderem die Lage, die Art der Energieversorgung, die Größe der Räumlichkeiten und deren Ausstattung, aber vor allem auch die Möglichkeit des Wärmeerhalts eine Rolle.“, erläutert der Leiter des Verwaltungsstabes Steffen Winckler. Grundsätzlich sollten die Wärmeinseln fußläufig erreichbar sein. „Dies war ein selbst gestecktes Ziel, welches im Großen und Ganzen erreicht wurde.“, so Steffen Winckler. „Wir haben derzeit 20 Wärmeinseln im Stadtgebiet ausgewählt und Gespräche mit den Eigentümer*innen und Betreiber*innen geführt.“
„Natürlich sehen wir selbst noch einige „weiße“ Flecken in unserer Planung. So sind die Wege in Ladebow und Wieck oder auch Friedrichshagen, wo wir keine geeigneten Objekte mit Gemeinschaftsräumen finden konnten, noch sehr weit.“, stellt Mathias Herenz, Leiter der Feuerwehr fest und ergänzt: „Wenn es hier private Initiativen für Wärmeinseln gibt, bitten wir diese, Kontakt mit uns aufzunehmen.“
Bei langanhaltendem und flächendeckendem Ausfall der Heizungen: Wärmeinseln
Die Wärmeinseln sollen ausschließlich bei einem langanhaltenden und flächendeckenden Ausfall der Heizungen in Greifswald, sprich einer existentiellen Störung der Sicherheit der Bevölkerung, in Betrieb genommen werden. Grundvoraussetzung für deren Inbetriebnahme ist, dass Strom noch vorhanden ist. Die Öffnung der Wärmeinseln soll schrittweise erfolgen. Über den jeweiligen Betriebszustand und die Auslastung kann man sich dann auf der Internetseite der Universitäts- und Hansestadt Greifswald unter www.greifswald.de/bevoelkerungsschutz informieren. In den Wärmeinseln wird es möglich sein, sich eine Weile aufzuhalten, Informationen auszutauschen und sich mit warmen Getränken aufzuwärmen.
„Wärmeinseln sind für eine Krisensituation gedacht. Es wird hier der Gemeinschaft Solidarität mit und Verständnis für die Hilfebedürftigen, die Alten und die Jüngsten abverlangt.“, stellt Steffen Winckler klar und verdeutlicht damit, an wen sich das Hilfsangebot richtet und dass die Aufenthaltsdauer in der Wärmeinsel zeitlich nur begrenzt möglich sein wird. „Jeder Haushalt mit einem Kamin oder Ofen, der jetzt noch Vorsorge treffen kann, hilft, dass das System der Wärmeinseln greift. Jeder, der für seine Familie, seine Freunde oder Nachbarn Angebote schaffen kann, unterstützt unsere Maßnahmen“, ergänzt Mathias Herenz.
Beim langanhaltendem, flächendeckendem Ausfall von Strom: Notunterkünfte und Meldestellen
Für den Fall, dass der Strom flächendeckend und langanhaltend ausfällt, öffnet die Stadt an fünf Orten Notunterkünfte: die Käthe-Kollwitz-Schule mit der dort vorhandenen Sporthalle, die Sporthalle der Caspar-David-Friedrich-Schule, die Integrierte Gesamtschule Erwin Fischer mit der Sporthalle 2 sowie die Sporthallen 1 und 4.
„Von einem flächendeckenden und langanhaltenden Stromausfall sprechen wir, wenn die erwartete Ausfallzeit mehr als 24 Stunden beträgt und das gesamte Stadtgebiet betroffen ist.“, verdeutlicht Frau von Busse.
Bereits in den ersten Minuten nach der Feststellung einer solchen Krisensituation beginnen in der Feuerwehr und im Verwaltungsstab der Stadt die Maßnahmen zur Vorbereitung der Notunterkünfte. Alle Notunterkünfte werden dann mit einem Stromaggregat ausgestattet. In den Notunterkünften ist die Ausgabe von Speisen und Getränke geplant, man kann Informationen austauschen oder Notfallmeldungen abgeben. Darüber hinaus dienen sie zur Notunterbringung von Personen. Es wird Möglichkeiten zum Duschen geben. Man kann damit rechnen, dass die Notunterkünfte spätestens 24 Stunden nach dem Beginn des Stromausfalls eingerichtet sind.
Bei länger andauerndem Stromausfall funktioniert auch die Telekommunikation nicht mehr wie gewohnt. Für den Fall, dass die Notrufnummern 110 und 112 nicht mehr erreichbar sind, richtet die Stadt Notfall-Meldestellen ein, wo entsprechende Meldungen entgegengenommen werden können. Ziel ist es hier, dass die Meldestellen spätestens bis zum möglichen Zusammenbruch des Mobilfunknetzes eingerichtet sind (voraussichtlich 2 Stunden nach Beginn des Stromausfalls).
Informationen und Flyer griffbereit halten
Sämtliche Anlaufstellen und weitere Informationen sind in zwei Informationsblättern der Feuerwehr Greifswald zusammengefasst, die ab November in allen öffentlichen städtischen Einrichtungen ausliegen. Diese Flyer werden zudem im November-Stadtblatt veröffentlicht. Sie sollten herausgetrennt und aufbewahrt werden. Diese Infoblätter und weitere Informationen sind zudem auf der Internetseite der Stadt abrufbar unter www.greifswald.de/bevoelkerungsschutz.
Bereits jetzt kann sich jeder auf einen solchen Krisenfall vorbereiten. „Ich empfehle allen Bürger*innen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und einen Vorrat an lebensnotwendigen Mitteln, wie Lebensmitteln, Wasser, Medikamenten und Bargeld für 10 bis 14 Tage anzulegen.“, betont Mathias Herenz und ergänzt: „Entsprechende Checklisten und einen Ratgeber findet man auf der Seite des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe.“ (www.bbk.bund.de).