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Pressemitteilungen 19.01.2021 – 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland - Digitaler Veranstaltungsflyer informiert online über Veranstaltungen in Greifswald

2021 begeht Deutschland bundesweit das deutsch-jüdische Festjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“. Es möchte daran erinnern und darauf aufmerksam machen, dass Jüdinnen und Juden bereits seit der Spätantike Teil des öffentlichen Lebens sind und die deutsche Kultur seit jeher vielfältig prägten.

Um der Geschichte und der Gegenwart jüdischen Lebens in unserer Region zu gedenken, werden auch in Greifswald zahlreiche Veranstaltungen und Projekte stattfinden. Ein feierlicher Auftakt im Januar muss angesichts der derzeitigen Corona-Lage entfallen. Dennoch finden einige Veranstaltungen im digitalen Raum statt. Hier finden Sie den digitalen Veranstaltungsflyer für das erste Quartal 2021.

Für die Organisation des Festjahres hat sich im vergangenen Jahr eine Arbeitsgruppe gebildet, bestehend aus dem Arbeitskreis Kirche und Judentum, der Arbeitsgemeinschaft für pommersche Kirchengeschichte, dem Gustaf-Dalman-Institut sowie der Kustodie der Universität Greifswald, der Stadtbibliothek „Hans Fallada“, dem Sozio-kulturellen Zentrum St. Spiritus, der Partnerschaft für Demokratie Greifswald, dem Pommerschen Landesmuseum, dem Koeppenhaus und der Universitäts- und Hansestadt Greifswald mit dem Amt für Bildung, Kultur und Sport als koordinierendem Amt.

Im Januar ist bereits die Plakat- und Postkartenserie des St. Spiritus mit jiddischen Wörtern im Stadtgebiet zu sehen. Das Gustaf-Dalman-Institut, das an der Theologischen Fakultät eine palästinakundliche Sammlung verwahrt, begleitet das Festjahr u. a. virtuell mit der Reihe „1700 Jahre in 90 Sekunden“. Unter uni-greifswald.de/dalman wird online regelmäßig ein „Jüdisches Artefakt des Monats“ vorgestellt. Der Januar steht unter dem Titel „Aufstand in der Streichholzschachtel“. In nur 90 Sekunden Lesezeit kann man sich hier über ein besonderes Exemplar der Dalman-Münzsammlung informieren, das weit zurück in die jüdische Geschichte verweist.

Im Rahmen des Holocaust-Gedenktages am 27.01.2021 wird Sunna Herklotz aus dem „Monolog“ von Hanka Houskova lesen. Die Onlinelesung wird in Kooperation mit der Partnerschaft für Demokratie sowie dem Kinder- und Jugendbeirat live aus dem Saal der Straze übertragen. Am 29.01.2021 präsentiert das Koeppenhaus in Kooperation mit dem St. Spiritus den Film „Germans and Jews – Eine neue Perspektive“. Die Anmeldungen zur Onlinefilmvorführung nimmt das St. Spiritus entgegen. Des Weiteren veröffentlicht die Partnerschaft für Demokratie in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Kirche und Judentum eine neue Broschüre zu den Stolpersteinen in Greifswald, welche in der Greifswald Information erhältlich sein wird.

Der erste Beleg für eine jüdische Gemeinschaft auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands geht auf den römischen Kaiser Konstantin zurück, in dessen Edikt aus dem Jahre 321 eine jüdische Gemeinde in Köln erwähnt wird. Um diese Geschichte und die Gegenwart des jüdischen Lebens sichtbar zu machen, hat sich für die Koordination des Festjahres im Jahr 2018 der Verein „321 – 2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ in Köln gegründet. Neben einem Festakt in Köln sind weitere zentrale Feierlichkeiten im Bundesgebiet geplant sowie die Herausgabe von Publikationen.

Die erste jüdische Ansiedlung in Greifswald und der Umgebung erfolgte deutlich später. So lebten und arbeiteten wahrscheinlich bereits im 13. Jahrhundert jüdische Händler in Greifswald, ehe im Jahre 1307 der jüdische Seidenhändler Heseke mit seinem Sohn ein Erbgut in der Rotgerberstraße vom Greifswalder Georgshospital pachtete. Vor allem die heutige Baderstraße entwickelte sich im Laufe des 15. Jahrhunderts wohl zum Wohngebiet der jüdischen Gemeinde Greifswalds, sodass sie bis in das Jahr 1659 den Namen Judenstraße trug. Im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts wurden die Juden unter schwedischer Herrschaft weitgehend aus dem Land vertrieben und weitere Ansiedlungen nach Möglichkeit unterbunden. Dies führte dazu, dass Mitte des 19. Jahrhunderts nur noch zwei jüdische Familien in Greifswald lebten. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durften sich Juden wieder ansiedeln. Nun konnten jüdische Familien in dem gesamten Stadtgebiet leben. Bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten gab es in Greifswald einen jüdischen Betsaal. In der heutigen Mühlenstraße erinnern eine Gedenktafel und regelmäßig stattfindende Andachten an die jüdische Gemeinschaft.1

 1 Die Informationen zur jüdischen Geschichte in Greifswald stammen aus dem Buch „Geschichte der Juden in Greifswald und Umgebung“ von Wolfgang Wilhelmus (Scheunen-Verlag, Kückenshagen, 1999)