Wolfgang-Koeppen-Literaturpreis
Die Universitäts- und Hansestadt Greifswald verleiht seit 1998 alle 2 Jahre den mit 5.000 Euro dotierten Wolfgang-Koeppen-Preis. Mit ihm wird ein literarisches Wirken gewürdigt, das in ähnlicher Weise wie das Werk Wolfgang Koeppens dem unvollendeten Projekt der literarischen Moderne verbunden, seiner Zeitgenossenschaft eingedenk bleibt und nicht zuletzt in seiner sozialen Sensibilität dem Werk Koeppens vergleichbar ist.
Der erste Preisträger wurde von einem Gremium aus Vertreter*innen der Universitäts- und Hansestadt Greifswald und der Universität Greifswald ausgewählt. Die darauf folgenden Preisträger*innen wurden und werden vom jeweiligen Vorgänger*innen vorgeschlagen.
Zu den bisherigen Preisträger*innen zählen: †Richard Anders (1998), Thomas Lehr (2000), Susanne Riedel (2002), †Ludwig Fels (2004), Bartholomäus Grill (2006), Sibylle Berg (2008), Joachim Lottmann (2010), Anna Katharina Hahn (2012), Karl-Heinz Ott (2014), Thomas Hettche (2016), Christoph Peters (2018), Marcus Braun (2020) und Christian Kracht (2022)
Preisträgerin 2024
Madame Nielsen erhält 2024 den Wolfgang-Koeppen-Preis für Literatur der Universitäts- und Hansestadt Greifswald
Der Wolfgang-Koeppen-Preis für Literatur der Universitäts- und Hansestadt Greifswald wird in diesem Jahr an die Autorin, Sängerin, Künstlerin, weltweite Performerin Madame Nielsen verliehen. Vorgeschlagen wurde sie von dem Preisträger des Jahres 2024, Christian Kracht.
Christian Kracht über Madame Nielsen:
„Madame Nielsen führt die Themen der literarischen Moderne: Ästhetizismus, Dekadenz, Antikunst, Jugendstil ("Der endlose Sommer"), Großstadt ("Das Monster"), Neuromantik ("Lamento"), aber auch der Mensch in der Großstadt in literarisch herausragender Weise fort. Madame Nielsen fordert Menschen auf einzigartige Weise heraus.“
Am 23. Juni 2024, dem Geburtstag Wolfgang Koeppens, wird der Oberbürgermeister der Universitäts- und Hansestadt Greifswald, Dr. Stefan Fassbinder, den Wolfgang-Koeppen-Preis an Madame Nielsen übergeben. Die Verleihung findet um 19:00 Uhr im Geburtshaus des Schriftstellers und Greifswalder Ehrenbürgers im Literaturzentrum Vorpommern in Greifswald, Bahnhofstraße 4-5 statt. Die Laudatio hält Christian Kracht.
Zur Person der neuen Preisträgerin:
Madame Nielsen ist Autorin, Sängerin, Künstlerin, weltweite Performerin. Ihre Romane wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, und sie war mehrfach für den Nordic-Council-Preis nominiert. Ihr Roman "Der endlose Sommer" erschien 2017 auf Deutsch und wurde ein großer Erfolg. Madame Nielsen schreibt auf Deutsch und auf Dänisch. Es erscheinen Originaltexte in beiden Sprachen. Sie lebt in beiden Ländern.
Veröffentlichungen auf Deutsch:
"Der Welt- & Zeitumfassende ein-Satz", Verlag Matthes & Seitz, Berlin, 2022
Veröffentlichungen in deutscher Übersetzung
(aus dem Dänischen von Hannes Langendörfer):
"Der endlose Sommer", Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln, 2018 "Das Monster", Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln, 2020 "Lamento", Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln, 2022 "Mein Leben unter den Großen", Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln, erscheint am 8. Mai 2024
Preisträger
https://www.christiankracht.com/
Christian Kracht, 1966 in der Schweiz geboren, zählt zu den modernen deutschsprachigen Schriftstellern. Seine Romane »Faserland«, »1979«, »Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten«, »Imperium« und »Die Toten« sind in über 30 Sprachen übersetzt. 2012 erhielt Christian Kracht den Wilhelm-Raabe-Preis, 2016 den Schweizer Buchpreis und den Hermann-Hesse-Literaturpreis sowie 2022 den Schweizer Literaturpreis für im vergangenen Jahr erschienene literarische Werke. Der Roman „Eurotrash“ stand 2021 auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis und war nominiert für den Preis der Leipziger Messe.
Marcus Braun begründet seinen Vorschlag mit den Worten:
„Christian Kracht debütiert 1995 mit „Faserland“, einem gegenwartsgesättigten Roman, der sich mittlerweile zu einem Klassiker der Coming-of-Age Literatur entwickelt hat und der den Zeitgeist der Neunziger, diese kurze Spanne „Posthistoire“, die man sich heute (fest im Griff der Geschichte) kaum noch vorstellen kann, auf unterhaltsame Weise einfängt.
Gelingt es der Kritik noch dieses Debüt, … mit dem Begriff der Popliteratur einigermaßen zu zähmen, werden die nächsten Romane ein vielseitiges Werk auffächern, das die Verwerfungen der deutschen Geschichte von der Kolonialzeit bis in die Gegenwart auf unverwechselbare Weise reflektiert. Oft geschieht dies en passant, aber deshalb nicht weniger eindrücklich, wie in seinem an eine historische Figur angelehnten Aussteigerroman „Imperium“ (2012).
In seinem jüngsten Roman „Eurotrash“ (2021) geht Kracht in autofiktionaler Weise seiner eigenen Familiengeschichte nach - unversehens sieht man sich mit den Abgründen der unmittelbaren Nach-Nazizeit konfrontiert, die Wolfgang Koeppen quasi in Echtzeit und ohne historischen Abstand in seinen maßgeblichen Romanen, „Tauben im Gras“, „Das Treibhaus“ und „Der Tod in Rom“ geschildert hat. …“ (Auszug aus der Begründung)
Veröffentlichungen (u.a.),
- Eurotrash (Roman) / 2021
- Die Toten (Roman) / 2016
- Imperium (Roman) / 2012
- Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten (Roman) / 2008
- 1979 (Roman) / 2001
- Faserland (Roman) / 1995
- Ferien für immer (Reiseberichte, mit Eckhart Nickel) / 1998
- New Wave (Ein Kompendium 1999–2006) / 2006
- Der gelbe Bleistift (Reiseberichte) / 2000
- Metan (mit Ingo Niermann) / 2007
Zusammen mit der Filmregisseurin Frauke Finsterwalder schrieb er die Drehbücher für die Filme »Finsterworld« (2013) und »Sisi und ich« (2022).
Das Werk von Christin Kracht erscheint im Verlag Kiepenheuer & Witsch.
Foto: Marcus Braun(c) Rabea Edel
https://youtu.be/b0kzWOcZtOI
Marcus Braun wurde 1971 in Bullay an der Mosel geboren. Er studierte nach dem Zivildienst Germanistik und Philosophie in Mainz und Berlin. 1999 erschien sein Debütroman „Delhi“ im Berlin Verlag. Nach einer Romanveröffentlichung im Suhrkamp Verlag („Armor“ 2007) erschien zuletzt der Roman „Der letzte Buddha“ im Verlag Hanser Berlin (2017). Marcus Braun war unter anderem Stipendiat des war Stipendiat im Ledig-House Ghent, Staat New York, USA , in der Santa-Maddalena-Foundation in Donnini, Italien und lebte mehrere Jahre in Südfrankreich. Theaterstücke erschienen im S. Fischer Verlag und wurden unter anderem am Nationaltheater Mannheim uraufgeführt. Marcus Braun lebt als Schriftsteller und Maler mit Frau und Tochter in Berlin und in Bullay an der Mosel.
Christoph Peters begründet seinen Vorschlag wie folgt:
„ … der 1971 an der Mosel geborene Marcus Braun“ nimmt „in der deutschen Literatur eine Sonderstellung ein: In ihrer Sprachbesessenheit, den kühnen Schnitten bei weitgehendem Verzicht auf die Gewissheiten traditioneller Erzählstrukturen sind seine Romane und Theaterstücke von Beginn an den experimentellen Ansätzen der klassischen Moderne verpflichtet, wie sie Wolfgang Koeppen mit seiner ‚Trilogie des Scheiterns‘ in die Deutsche Nachkriegsliteratur eingeführt hat. Unbeirrt von Moden und Zeitgeist, umkreist er noch einmal die großen Menschheitsthemen: schwärmerische Liebe und erotische Obsession, Grenzerfahrung und Grenzüberschreitung, den Weg in die Fremde, den Tod. … Goester in ‚Delhi‘, Leon in ‚Hochzeitsvorbereitungen‘ und Jo-nathan in ‚Der letzte Buddha‘ taumeln durch ihre Romane, ohne zu wissen, wie ihnen geschieht, geschweige denn, was sie daran ändern könnten. Auch darin sind sie Nachfahren des verlorenen Personals aus ‚Tauben im Gras‘ und Felix Keetenheuves in ‚Das Treibhaus‘.…. Doch trotz aller Dunkelheit ist es ein ungeheures Vergnügen Marcus Braun zu lesen. Seine Sprache in ihrer lakonisch präzisen, dabei immer poetischen Kraft lässt uns glauben, dass die einzige Rettung aus der Absurdität der menschlichen Verhältnisse im geglückten Satz liegt. Mit seinem Humor, lässt er uns sicher über den Abgrund balancieren, obwohl dort vielleicht gar kein Seil mehr gespannt ist.“
Werke
Romane
- Delhi, Berlin 1999
- Nadiana, Berlin 2000
- Hochzeitsvorbereitungen, Berlin 2003
- Armor, Frankfurt am Main 2007
- Der letzte Buddha, München 2017
Theaterstücke
- Zett. Neues vom Untergang des Abendlandes, Mainz 1994 (Uraufführung: Frankfurter Hof, Mainz 1993)
- Väter Söhne Geister, Frankfurt am Main, 2000 (Uraufführung: Städtische Bühne Bielefeld, 2001)
- Lernbericht. Revue, Frankfurt am Main, 2001 (Uraufführung: Theater Ulm, 2006)
- Bilder von Männern und Frauen, Frankfurt am Main, 2003 (Uraufführung: Nationaltheater Mannheim, 2007)
- Deutsche Oper, Frankfurt am Main, 2005
- Andras & Antonia, Frankfurt am Main, 2008
- Der Berliner Gaettong, Frankfurt am Main, 2009
- Übersetzungen (mit Gregor Kahlau): Marcin Sendecki: Parzellen. Gedichte aus zehn Jahren. Dreieck-Verlag, Mainz 1997.
Hörspiele
- Delhi. Regie: Oliver Sturm, Mitwirkende: Gunter Schoß, Martin Engler, Christian Marquitan, Traugott Buhre u.a., 46 min, SWR 2005
Foto: Christoph Peters (c) Luchterland Literaturverlag
Christoph Peters wurde am 11. Oktober 1966 in Kalkar geboren. Als Schüler besuchte er das bischöfliche Internatsgymnasiums Collegium Augustinianum Gaesdonck. Dort war er unter anderem Schüler des Künstlers, Dichters und Sammlers Franz Joseph van der Grinten. 1986 machte er sein Abitur und in den zwei folgenden Jahren leistete er Zivildienst in der Katholischen Hochschulgemeinde Mainz. Von 1988 bis 1994 studierte er freie Malerei an der Staatlichen Akademie der bildenden Künste in Karlsruhe bei Horst Egon Kalinowski und Günter Neusel, zuletzt war er Meisterschüler von Meuser. In den Jahren 1992 und 1993 besuchte er erstmals Istanbul und Kairo und hat seither immer wieder ausgedehnte Reisen in die islamische Welt unternommen. In den Jahren 1995 bis zur Jahrtausendwende arbeitete er als Fluggastkontrolleur am Flughafen Frankfurt am Main. Seit 2000 lebt er in Berlin. Ihm wurden zahlreiche Auszeichnungen zuteil, unter anderem wurde er mit dem Aspekte-Literaturpreis ausgezeichnet. 2004 erhielt er eine Poetik Dozentur an der Akademie der Wissenschaften und der Literatur an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. 2006 arbeitete er als Museumsschreiber des Hetjens-Museums / Deutsches Keramik Museum in Düsseldorf. 2008 war er gemeinsam mit dem indischen Schriftsteller Kiran Nagarkar Dozent der 22. Tübinger Poetik-Dozentur. „Mitsukos Restaurant“ (2009) wurde mit dem Rheingau Literaturpreis ausgezeichnet. Darüber hinaus ist Peters Mitglied des PEN Zentrums Deutschland („Poets, Essayists, Novelists“ – Dichter, Essayisten und Romanautoren). Derzeit werden seine Werke im Luchterhand Literaturverlag veröffentlicht.
Thomas Hettche begründet seinen Vorschlag wie folgt:
„ … Wie wenige andere arbeitet der 1966 geborene Peters seit seinem fulminanten Debüt „Stadt Land Fluß“ von 1999 an einem erzählerischen Werk, das sich einerseits ganz auf die soziale Wirklichkeit deutscher Gegenwart einlässt, andererseits Erfahrungen von Fremdheit im Zusammentreffen der Kulturen immer neu gestaltet. Ob die Welt der japanischen Keramik in "Herr Yamashiro bevorzugt Kartoffeln“ (2014) oder die Bedrohung durch den Terrorismus in "Ein Zimmer im Haus des Krieges“ (2006) - immer eröffnet die erzählerische Genauigkeit von Christoph Peters der Faszination des Fremden ebenso wie unserer Angst vor ihm einen Raum. Das macht seine Romane zu hochaktuellen Kommentaren unserer gegenwärtigen Debatten. Mit Koeppen teilt er dabei vielerlei: Die Unvoreingenommenheit des Blickes auf die Menschen, die tiefe Sehnsucht nach der einen Ferne, die mehr als Phantasie ist, sondern bereist sein will, und dabei das Wissen um den konkreten Ort, von dem aus man schreibt. … Doch die Gemeinsamkeiten gehen tiefer. Beide, Koeppen wie Peters, scheint mir, sind Flußmenschen, der Ryck, der in Greifswald in die Ostsee mündet, und der Rhein die Flüsse ihrer Herkunft. Ich bin überzeugt, daß die Sehnsucht, die sich mit Flüssen verbindet, eine dezidiert andere ist als jene, die sich auf einen fernen Gipfel oder selbst auf das Meer richtet.“
Christoph Peters bedankte sich für die Ehrung beim Oberbürgermeister Dr. Stefan Fassbinder mit den Worten:
„Wolfgang Koeppen ist für mich in der Zeit, als ich selber Schriftsteller werden wollte und schließlich einer geworden bin - zwischen 17 und 30 –, ein großes Vorbild gewesen. Vor allem seine einzigartige Sprachkraft hat mich damals begeistert – dem wollte ich nacheifern –, und seine Krisen haben mich getröstet, wenn ich selbst nicht mehr weiterwusste. Insofern bin auch sehr stolz seinen Namen künftig sozusagen in meinem eigenen Lebenslauf zu haben.“
www.christoph-peters.net
Würdigungen
- 1998 Martha-Saalfeld-Förderpreis
- 1999 Aspekte-Literaturpreis
- 1999 Niederrheinischen Literaturpreis der Stadt Krefeld
- 2000 Georg-K.-Glaser-Preis
- 2001 Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für Literatur
- 2004 Düsseldorfer Literaturpreis
- 2004 The annual best foreign novels, 21st Century Award, Best German novel of 2003, issued by People's Literature Publishing House, Foreign Literature Learned Society, German Literature Study Society, China für Das Tuch aus Nacht
- 2004 Poetik Dozentur der Akademie der Wissenschaften und der Literatur an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
- 2005 Wortspiele: Jurypreis des Bayerischen Rundfunks
- 2006 Museumsschreiber des Hetjens-Museums / Deutsches Keramik Museum in Düsseldorf
- 2008 Tübinger Poetik-Dozentur gemeinsam mit Kiran Nagarkar
- 2009 Rheingau-Literaturpreis, Mitsukos Restaurant
- 2011 Comburg-Literaturstipendium Schwäbisch Hall
- 2012 Wahl von Wir in Kahlenbeck in die Longlist für den Deutschen Buchpreis
- 2014 Museumsschreiber Museum Kurhaus Kleve - Ewald Mataré Sammlung
- 2014 Poetik Dozentur der Universität Paderborn.
- 2015 Stipendiat der Kulturakademie Tarabya, Istanbul.
- 2016 Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg.
- 2017 Thomas Kling-Poetik Dozentur der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Werke
- Heinrich Grewents Arbeit und Liebe. Erzählung. Dreieck-Verlag, Mainz 1996,
- Stadt Land Fluß. Roman. Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 1999,
- Kommen und gehen, manchmal bleiben. 14 Geschichten. Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 2001,
- Das Tuch aus Nacht. Roman. btb, München 2003. Engl.: The fabric of night, Nan A. Talese - Doubleday, New York 2007
- Heinrich Grewents Arbeit und Liebe. Erzählung. Überarbeitete Neuausgabe. btb, München 2004,
- Ein Zimmer im Haus des Krieges. Roman. btb, München 2006,
- Museumsschreiber 1. Hetjens Museum. Im Besitz des Schönen. Essay. Verlag XIM Virgenes, Düsseldorf 2007,
- Mitsukos Restaurant. Roman. Luchterhand, München 2009
- Traumbilder des Schreibens. Tübinger Poetik-Dozentur 2008 (zusammen mit Kiran Nagarkar), Hrsg. Dorothee Kimmich und Philipp Ostrowicz. Swiridoff, Künzelsau 2009.
- Minga verzaubert die Welt. Kinderbuch mit Bildern von Matthias Beckmann, Luchterhand 2009,
- Japan beginnt an der Ostsee - Die Keramik des Jan Kollwitz. Mit Photos von Götz Wrage. Wachholtz 2010,
- Sven Hofestedt sucht Geld für Erleuchtung. Geschichten. Luchterhand, München 2010
- Die Katze winkt dem Zöllner. Essay. SuKuLTuR, Berlin 2010 (= „Schöner Lesen“ Nr. 101),
- Wir in Kahlenbeck. Roman. Luchterhand, München 2012,.
- Einschreiben Aufzeichnen. mit Zeichnungen von Matthias Beckmann.Matthes & Seitz, Berlin 2013
- Herr Yamashiro bevorzugt Kartoffeln. Roman. Luchterhand, München 2014
- Museumsschreiber NRW 6, Museum Kurhaus Kleve - Ewald Mataré Sammlung.Essay. Verlag XIM Virgenes, Düsseldorf 2014,
- Der Arm des Kraken. Roman. Luchterhand, München 2015,
- Die lieben Lande. Gedichte. Mit Siebdrucken von Matthias Beckmann. edition wasser im turm, Berlin 2015.
- Diese wunderbare Bitterkeit - Leben mit Tee, mit Zeichnungen von Matthias Beckmann. Arche, Zürich - Hamburg 2016
- Selfie mit Sheikh. Erzählungen. Luchterhand, München 2017
Thomas Hettche, 1964 in dem Dorf Treis am Rand des Vogelsbergs geboren, studierte Germanistik, Philosophie und Filmwissenschaft in Frankfurt am Main und lebt, nach Aufenthalten u.a. in Krakau, Venedig, Rom und Los Angeles, heute als freier Schriftsteller in Berlin und in der Schweiz. Er ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt und des Deutschen PEN. Zu Hettches jüngsten Werken gehört der Roman „Pfaueninsel“, erschienen 2014 im Verlag Kiepenheuer und Witsch, Köln.
Vorgeschlagen wurde Thomas Hettche vom Preisträger 2014, Karl-Heinz Ott. Er begründet seinen Vorschlag mit den Worten: „Thomas Hettches Werk lebt von einer poetischen Prosa, die ganz und gar der Gegenwart verpflichtet ist, auch und gerade dort, wo Surreales und Märchenhaftes den Erzählton prägen. Mit Koeppen verbinden ihn eine stilistische Finesse und eine Imaginationskraft, wie sie in der deutschsprachigen Literatur selten geworden sind. Und es spielen bei ihm, wie bei Koeppen, Episches und Essayistisches, Geistesgeschichtliches und Gegenwärtiges stets ineinander. Hettche führt mit seinem Werk vor, dass Entzauberung und Zauber keine Gegensätze sein müssen.“
Hettche debütierte 1989 mit dem Roman »Ludwig muß sterben«, der als Geniestreich gefeiert wurde. Seitdem erschienen zahlreiche Romane und Essaybände, zuletzt 2014 »Pfaueninsel«. Die anrührende Geschichte von dem kleinwüchsigen Schloßfräulein Maria Dorothea Strakon, die von 1810 bis 1880 auf der Pfaueninsel in der Havel vor den Toren Berlins lebte, stand auf der Short-List zum Deutschen Buchpreis. Thomas Hettche wurde zahlreich ausgezeichnet, zuletzt mit dem Wilhelm-Raabe-Preis, dem Bayerischen Buchpreis, dem Düsseldorfer und dem Solothurner Literaturpreis.“
http://hettche.de
"Karl-Heinz Ott musste sich nach dem Abitur entscheiden, ob er an der Musikhochschule Klavier studieren oder ein geisteswissenschaftliches Studium beginnen will. Er hat Philosophie, Germanistik und Musikwissenschaft gewählt, weil er fürchtete, nicht mehr genügend Zeit zum Lesen zu haben, wenn er sechs bis sieben Stunden am Tag am Klavier sitzen muss. Nun sucht er die Musik in der Sprache - und verwandelt seine Musikalität in Text." Ellinor Krogmann, SWR
Vorgeschlagen wurde der Schriftsteller von Anna Katharina Hahn, Preisträgerin des Jahres 2012. Sie begründete ihren Vorschlag mit den Worten: "Karl-Heinz Ott hat besonders in seinen beiden... Romanen 'Endlich Stille' (2005) und 'Ob wir wollen oder nicht' (2008) gezeigt, wie ein Schriftsteller die sogenannte Moderne selbständig und eigensinnig fortschreiben und dabei elegant mit der Tradition spielen kann; überdies hat Ott dabei immer ein scharfes Auge für die sozialen Rahmenbedingungen seiner höchst individualistischen Helden. Dazu kommen ein originärer, unverwechselbarer Stil, eine eigene Sprache - für mich persönlich das wichtigste Kriterium bei der Beurteilung von Literatur."
Pressefoto von Karl-Heinz Ott 2014 © www.juergen-bauer.com
Biografie
1957 in Ehingen/Donau geboren
1980 - 86 Studium der Philosophie, Germanistik und Musikwissenschaft in Tübingen
1986 - 89 Leiter der Schauspielmusik an der Württembergischen Landesbühne Esslingen
1989 - 93 in derselben Funktion und als Dramaturg am Theater Freiburg
1993 - 96 Chefdramaturg der Oper am Theater Basel
seit 1997 freischaffender Schriftsteller und Dramaturg
1998 "Ins Offene" (Roman, Residenz Verlag/ Suhrkamp TB); Bühnenbearbeitung (mit Stephan Müller) von Platons "Gastmahl" (UA Neumarkt Theater Zürich)
1999 Bühnenbearbeitung von Gerhard Meiser Roman- Tetralogie "Baur und Binschädler" (UA Neumarkt Theater Zürich)
2000 Bühnenbearbeitung von Platons "Phaidros" für das Theaterfestival Basel 2000 - 2002 Lehrauftrag an der Hochschule Holzen für Theatergeschichte
2002 "Endlich Gäste" (Stück in 13 Szenen; Verlag der Autoren; UA Theater Freiburg); Arabische Pferde" (Opernlibretto, zusammen mit Yoko Tawada; UA auf dem Flughafen Hannover durch die Oper Hannover)
2003 Bühnenbearbeitung des Romans "Geierwally (zusammen mit Theresia Walser; Verlag der Autoren; UA Staatstheater Karlsruhe)
2005 "Endlich Stille" (Roman, Hoffmann und Campe Verlag
2007 Baden (Hoffmann und Campe Verlag)
2008 Tumult und Grazie. Über Georg Friedrich Händel (Roman, Hoffmann und Campe Verlag) Ob wir wollen oder nicht. (Roman, Hoffmann und Campe Verlag)
2011 Wintzenried (Roman, Hoffmann und Campe Verlag)
Preise
Märkisches Literaturstipendium, 1998
Förderpreis zum Friedrich-Hölderlin-Preis, 1999
Thaddäus-Troll-Preis, 1999
Stipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung, 1999
Aufenthalt im Künstlerhaus Edenkoben, 2001
Aufenthalt im Herrenhaus Edenkoben, 2004
Alemannischer Literaturpreis, 2005
Preis der LiteraTour Nord, 2006
Candide-Preis, 2006
Thomas-Valentin-Literaturpreis“ 2009
Johann-Peter-Hebel-Preis 2012
Wolfgang-Koeppen-Preis der Universitäts- und Hansestadt Greifswald, 2014
Anna Katharina Hahn, geboren 1970, lebt in Stuttgart. Zuletzt erschien ihr Roman Am schwarzen Berg. Der Bestseller Kürzere Tage stand auf der Longlist für den »Deutschen Buchpreis« 2009 und auf der Shortlist für den Preis der »SWR-Bestenliste« und wurde 2010 mit dem »Roswitha von Gandersheim-Preis« und dem »Heimito von Doderer-Preis« ausgezeichnet.
Vorgeschlagen wurde Anna Katharina Hahn vom letzten Preisträger, Joachim Lottmann. Er wird während der Preisverleihung am 23. Juni im Literaturzentrum Vorpommern auch die Laudatio halten.
Joachim Lottmann begründete seine Wahl mit den Worten: „Hahn schreibt präzise, unideologisch, gegenwärtig. [… ] also Stuttgart 21 kommt vor, schwache Vätermänner, die aber liebevoll zu ihren Kindern sind. [… ] Jeder führt ein Leben, für das der Leser Verständnis hat. Man sieht alle Beschädigungen und kann sich nicht auf eine Seite schlagen. Wundervoll. Eben echte Literatur. ….“
Man kann auf die Laudatio gespannt sein, ebenso auf die Gedanken von Anna Katharina Hahn über ihr Verhältnis zu Wolfgang Koeppen. Die Schriftstellerin wurde 2010 bereits mit dem Roswitha-Preis geehrt, dem ältesten und bedeutendsten Literaturpreis, der nur an Frauen verliehen wird. Die Jury belohnte damit ihre Gabe, „eleganten Stil, Sarkasmus und Empathie“ zu vereinen.
Weitere Informationen zur Autorin finden Sie hier.
Joachim Lottmann wurde am 06.10.1956 in Hamburg geboren. Er studierte Theatergeschichte und Literaturwissenschaft in seiner Heimatstadt. 1986 ist er nach Köln umgezogen und schrieb dort seinen ersten Roman, der damals total „verissen“ wurde. Daraufhin arbeitete er 13 Jahre als Straßenbahnschaffner in Oslo und als Leibwächter von Rainer Langhans und wurde dann vom Literaturchef der FAS wiederentdeckt. Heute lebt er in Berlin und gilt als Vertreter der deutschen Popliteratur. Bekannte Werke von ihm sind unter anderem: „Mai, Juni, Juli“ 1987, „Der Geldkomplex“ 2010, „Die Jugend von heute“ 2004, „Zombie Nation“ 2006, „Auf der Borderline nachts um halb eins. Mein leben als Deutschlandreporter“.
Sibylle Berg begründet ihre Wahl: „Joachim Lottmann ist für mich einer der unterschätzten Schriftsteller Deutschlands. …, beneidet ob seines grandiosen, erzählerischen Talents, und um seine absolut nicht deutsche Fähigkeit, auf sehr hohem Niveau zu unterhalten. Er hat die Gabe, zu beobachten, ohne dabei zu verbittern. Alles Dinge, die für mich auch dem Werk von Wolfgang Koeppen gemein sind."
Herr Lottmann im Internet
Sibylle Berg, die 1962 in Weimar geboren wurde, ist Tochter eines Musikers und einer Bibliothekarin. 1984 wurde sie nach einem Ausreiseantrag von der BRD freigekauft. Sie schreibt Romane, Essays, Kolumnen und Theaterstücke. 1997 landete sie einen großen Erfolg mit „Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot“. Das Buch „Amerika“ erschien dann im Jahr 1999 und „Die Fahrt“ 2007.
Zitat von Bartholomäus Grill: „Meine Wahl ist auf Sibylle Berg gefallen, weil sie wie keine andere deutschsprachige Schriftstellerin die Seelenverwüstungen im veloziferischen Zeitalter der Globalisierung mit scharfer und zugleich selbstironischer Feder seziert. Wolfgang Koeppen würde sie gerne lesen!“
Frau Berg im Internet
Der 5. Koeppen-Preisträger aus dem Jahr 2006 war Bartholomäus Grill. Er wurde 1954 in Oberaudorf am Inn geboren. Grill studierte Philosophie, Soziologie und Kunstgeschichte wurde dann freier Kulturjournalist bei der Mittelbayerischen Zeitung in Regensburg und bei der taz in Berlin. Er volontierte ab 1984 beim Deutschen Allgemeinen Sonntagsblatt in Hamburg und wurde dort Kulturredakteur. 1987 wechselte er zum Politischen Redakteur bei „Die Zeit“ und wurde daraufhin Korrespondent in Afrika und schrieb Reportagen für „Geo“. 1995 schrieb er „Der letzte Treck. Südafrikas Weg in die Demokratie“, 1999 erschien seine Tierfabel „Safina“ und 2003 wurde sein Werk „Ach Afrika“ veröffentlicht.
Ludwig Fels wählte Bartholomäus Grill aus folgenden Gründen: „Ich habe Bartholomäus Grill für den Koeppen-Preis 2006 vorgeschlagen, weil ich ihn wie keinen anderen für einen Grenzgänger in der Sprachenlandschaft Deutschlands halte, der sich mit seinem Schreiben zwischen zwei Polen bewegt: Dem Journalismus und der Literatur (wobei die Reihung nichts besagt) und die Betonung – subjektiv – auf „Literatur“ liegt. Dadurch, dass Bartholomäus Grill in seinem Buch „Ach, Afrika – Berichte aus dem Inneren eines Kontinents“ die Grenzen unserer Weltsicht und Wahrnehmung erweitert und indem er sich – bildmächtiger Autor und furioser Reporter in Personalunion – des Kontinents Afrika annimmt, leistet er einen exzellenten Beitrag für die Literatur, für den Journalismus und, vor allem, für den so genannten „schwarzen Kontinent“, wie er in solch vor nichts zurückscheuender Entdeckungs- und Erfahrungslust und kritischem Respekt vielleicht nur noch von Bartholomäus Grills polnischem Pendant Ryszard Kapuściński beschrieben worden ist. Die Probleme, die in der zeitgenössischen Literatur der BRD abgehandelt werden, sind Bartholomäus Grills Sache eher nicht; sein Thema, ein großes, reicht weiter und tiefer in etwas, das es hierzulande immer weniger gibt und das ich Menschlichkeit nennen möchte. Er bringt uns das Fremde näher, in einer Art und Weise, die unsere Verweigerung und Unwissenheit in eine „geliehene Erfahrung“ verwandelt, und das ist das schriftstellerische Verdienst von Bartholomäus Grills Werk. Nach Afrika ist Wolfgang Koeppen auf seinen Reisen nicht gekommen. Aber zu seinem 100. Geburtstag soll ihm jemand davon erzählen: Bartholomäus Grill!“
weitere Informationen zum Autor
Ludwig Fels wurde 1946 in Treuchtlingen (Fränkische Alb) geboren. Er besuchte die Volks- und Berufsschule wurde dann Brauereiarbeiter, Hilfsarbeiter in einer Schaumstofffabrik, Maschinist in verschiedenen Farbwerken und dann Stanzer. 1970 zog er nach Nürnberg um und wurde Packer in einer Halbleiterfabrik bis er 1973 zum freien Schriftsteller wurde. Seit 1981 ist er Mitglied des PEN-Zentrums der BRD. Im Jahr 1983 ist er dann nach Wien umgezogen. Bekannte Werke von ihm sind unter anderem „Ein Unding der Liebe“ und „Krums Versuchung“.
Susanne Riedel begründet ihre Wahl auf Ludwig Fels folgendermaßen: „Der Wolfgang–Koeppen–Preis der Hansestadt Greifswald geht im Jahr 2004 an Ludwig Fels. Die Auszeichnung würdigt ein Gesamtwerk, das sich seit Jahrzehnten jenseits von Korrumpierbarkeit bewegt und in einer unverwechselbaren Sprache über die Wahrheit hinter Wirklichkeiten spricht. Die eigenartige Schönheit, Feierlichkeit und Kompromisslosigkeit von Fels´ Prosa und Lyrik protestiert gegen alles Beliebige, entzieht sich trotzdem nie notwendiger Hässlichkeit und spiegelt ebenso besessen wie uneitel das Wagnis, empfunden, gelebt, geschrieben und der Welt einen deutlichen Blick auf sich selbst zurückgegeben zu haben. Letztlich hat Ludwig Fels sich dabei die Freiheit des Andersseins erhalten, mit ungewöhnlicher Leichtigkeit Position bezogen und so dem Merkmal der Größe wieder Gültigkeit innerhalb der jüngeren deutschen Literatur verliehen. Seine unverwechselbare Stimme beweist, dass man den Strom kennen muss, um zu wissen, warum man nicht mit ihm schwimmen will.“
Ludwig Fels ist im Januar 2021 in Wien verstorben.
Biographie und ausgewählte Rezensionen
Susanne Riedel wurde 1959 in Unna geboren. Zuerst volontierte sie bei der Westdeutschen Zeitung in Essen und arbeitete 5 Jahre als Redakteurin. Mit Mitte 20 ging sie nach Berlin und studierte dort an der freien Universität Psychologie und kam dann zum alternativen Privatsender Radio 100 beim Hörfunk des SFB. Im Jahr 2000 wurde ihr Buch „Kains Töchter“ und ein Jahr später „Die Endlichkeit des Lichts“ veröffentlicht, welches den Ingeborg-Bachmann-Preis bekam.
Thomas Lehr begründete seine Wahl wie folgt: „Der Wolfgang–Koeppen–Preis der Hansestadt Greifswald für das Jahr 2002 geht an Susanne Riedel, weil sie in einer präzis gearbeiteten Sprache voll lyrischer Überraschungen auf die Banalität des Blöden und die Trivialität des Trostlosen zu reagieren versteht. Ihre Prosa ist Ausflucht und Zuflucht zugleich. Der gekonnte Umgang mit dem Artifiziellen zeigt einen eleganten, originellen und in der deutschen Literatur selten eingeschlagenen Weg, die Realität zu sondieren, ohne Poesie zu verraten.“
Biographie und ausgewählte Rezensionen
Thomas Lehr wurde 1957 in Speyer geboren. Er studierte von 1979 - 1983 Biochemie in Berlin und arbeitete später als EDV-Spezialist. Seine erste Veröffentlichung, aber sein bereits 2. Roman war: „Zweiwasser oder Die Bibliothek der Gnade“ im Jahr 1992. Dafür erhielt er den Rauriser Literaturpreis für die beste deutsche Erstveröffentlichung und den Mara Cassenspreis des Literaturhauses Hamburg. Sein erstgeschriebener Roman „Die Erhörung“ erschien erst 1995 und wurde ausgezeichnet mit dem Förderpreis zum Kunstpreis Berlin und dem Rheingau Literatur Preis. Das Buch „Nabokovs Katze“ erschien dann im Herbst 1999.
Die Begründung von Richard Anders: „Von seinem Roman „Zweiwasser oder Die Bibliothek der Gnade“ (1993) an hat Thomas Lehr sprachmächtig in der Nachfolge jener Moderne weiter geschrieben, die bei aller Zeitbezogenheit nie Wachträume, Halluzinationen und Gedankenspiele ausgeschlossen hat. In seiner letzten Prosaarbeit „Nabokovs Katze“ erzählt Thomas Lehr die l’amour fou seines Helden in scharf ausgeleuchteten Bildern, wobei seine literarischen Mittel auf Schnitt- und Überblendungstechniken des Films verweisen. Nicht ganz ohne Grund: der getriebene Held wechselt von der Mathematik zur Regie. Einer seiner Vorbilder ist Louis Buñuel.“
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Der erste Koeppen-Preisträger im Jahr 1998 war der Schriftsteller und Journalist Richard Anders. Er stammt aus Ortelsburg/Ostpreußen und wurde dort im Jahr 1928 geboren. In der Zeit von 1953 – 1959 studierte er Germanistik und Geographie in Münster und Hamburg. Seine Examensarbeit in Hamburg im Jahr 1959 hat den Titel: „Sprache und Szenenführung in den frühen Dramen von Hans Henny Jahnn“. Daraufhin arbeitete er u. a. als Deutschlektor an der Universität in Zagreb (1962 – 1964) und als Dokumentationsjournalist beim „Spiegel“ und „Die Welt“ (1965 - 1969). Ab 1970 war er dann freier Autor. Gewürdigt wird das Gesamtwerk (Roman, Lyrik und Prosa) von Anders.
Ausgewählte Werke von ihm sind z. B.: „Verscherzte Trümphe“ und „Zeck“.
Die Begründung für die Preisverleihung lautete: „Er erfüllt die Kriterien in hohem Maße. Er arbeitet abseits von wechselnden Zeitströmungen seit Jahrzehnten still, nur von einem Kreis von Kennern wahrgenommen, an einem Werk das modern zu nennen ist jenseits der modischen Unterscheidung von „Moderne“ und „Postmoderne“.Das verbindet ihn mit Wolfgang Koeppen, der seit den zwanziger Jahren unorthodox und originell die Spuren der avanciertesten Positionen der weltliterarischen Moderne aufnahm.“
Richard Anders ist am 24. Juni 2012 in Berlin verstorben.
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Wolfgang Koeppen
* 23.06.1906 in Greifswald
† 15.03.1996 in München
Wolfgang Arthur Reinhold Koeppen - Schriftsteller, Ehrenbürger der Universitäts- und Hansestadt Greifswald und Ehrendoktor der Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald - wurde in der Bahnhofstraße 4 in Greifswald als uneheliches Kind geboren. 1996 starb er im Alter von 90 Jahren in München. Sein Nachlass ging nach Greifswald und ist über das Koeppenarchiv zugänglich. Er wurde vor allem durch seine "Trilogie des Scheiterns" bekannt, durch die er sich den Ruf eines bedeutenden Autors der Nachkriegsliteratur erwarb.
Mehr aus seinem Leben, seinem Wirken und seinem Nachlass finden Sie auch im Literaturzentrum Vorpommern, dem ehemaligen Geburtshaus Koeppens.