Caspar David Friedrich 2024
250 Jahre Caspar David Friedrich – 2024 in Greifswald
Aus diesem Grund initiiert das Amt für Bildung, Kultur und Sport gemeinsam mit Partnern vor Ort, sowie in der Region, im Land Mecklenburg-Vorpommern und bundesweit ein umfangreiches Jubiläumsprogramm sowohl für Bürger*innen, als auch für Besucher*innen von nah und fern.
Bis heute fasziniert Caspar David Friedrich – Menschen, die seinem Leben und Werk im Museum begegnen und Künstler*innen, die seine Werke rezipieren und interpretieren. Seine Bedeutung für die Kunst- und Kulturgeschichte ist kaum zu überschätzen — er gehört zweifellos zu den international bekanntesten deutschen Malern. Ferner gilt er als Wegbereiter der Moderne und ist einer der bedeutendsten Vertreter der Romantik weltweit. Doch nicht nur als Maler und Farbvirtuose war Friedrich modern, auch sein Naturverständnis und der sensible Umgang mit seiner Umwelt wirken bis heute auf Kunst und Gesellschaft.
Greifswald – Heimat und Inspirationsort Caspar David Friedrichs
Hier füllte er seine Skizzenbücher mit typisch norddeutschen Motiven. Viele Greifswalder Motive fanden Eingang in Gemälde, die sich heute in großen Museen auf der ganzen Welt befinden: Der Greifswalder Markplatz, der Dom St. Nikolai und St. Jakobi gehören ebenso dazu, wie Ansichten des Stadthafens, der Klosterruine Eldena und der Ryckmündung in Wieck. In den Werken zeigt sich seine tiefe Verbundenheit mit seiner Heimatstadt.
Das Jubiläumsjahr 2024
Im Jubiläumsjahr – gefördert von der Bundesbeauftragten für Kultur- und Medien – plant die Universitäts- und Hansestadt Greifswald zusammen mit Partnern vor Ort, im Land Mecklenburg-Vorpommern und bundesweit ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm in allen Sparten, welches den Menschen und den Maler Friedrich ehrt und verschiedene Facetten und Fragen in den Blick nimmt.
Die Veranstaltungen und Aktionen richten sich an Jung und Alt und umfassen: Ausstellungen und Kunst im öffentlichen Raum, Theater und Lesungen, Konzerte und Performances, Film und Digitales sowie Vorträge, Feste, Märkte und vieles mehr. So ergeben sich neue und überraschende Einblicke in das Leben und Wirken des Malers und Menschen Friedrich.
Kampagnenmotive
Caspar David Friedrichs Bilder berühren die Menschen auf unterschiedliche Weise. Das Greifswalder Jubiläumsprogramm rückt vier Aspekte in den Fokus und beleuchtet Friedrich als Kind, als Wanderer, als Farbvirtuosen und als die Lichtgestalt aus Greifswald.
Die Facetten von Caspar David Friedrich
Caspar David Friedrich wird am 5. September 1774 in Greifswald, in der heutigen Langen Straße 57 (Vorderhaus des Caspar-David-Friedrich-Zentrums), geboren. Er ist das sechste von insgesamt zehn Kindern. Friedrich wächst in dieser Familie im Schatten des Greifswalder Doms St. Nikolai auf. Das Kirchenbuch weist neben der Heirat der Eltern (1765) auch die Taufen der Kinder aus – die von Caspar David am 7. September 1774.
Drei seiner Geschwister bleiben in Greifswald. Seine Brüder Adolf und Heinrich werden Seifensieder und Kerzenmacher und führen das Handwerk des Vaters fort, sein Bruder Christian wird Tischler und sein Bruder Samuel Schmied, der sich in Neubrandenburg niederlässt. Friedrichs Schwester Catharina Dorothea heiratet einen Pastor aus Breesen bei Neubrandenburg – dort liegt auch der Ursprung der Familie Friedrich, da die Eltern Gottlieb Adolf Friedrich und Sophie Dorothea, geborene Bechly, erst ab 1763 in Greifswald wohnen.
Caspar David Friedrich war ein Familienmensch. Er blieb seiner Heimat und seinen Geschwistern zeitlebens eng verbunden. Auch mit anderen Weggefährten pflegte er lebenslang freundschaftliche Kontakte – so auch mit seinem ersten Zeichenlehrer, dem Universitätszeichenmeister Johann Gottfried Quistorp (1790-1794). Friedrich kehrte immer wieder nach Greifswald zurück, um hier, wie auch in Neubrandenburg, seine Familie zu besuchen. So auch 1818, als er seine Frau Caroline den Geschwistern vorstellte und mit ihr die Insel Rügen besuchte.
Nach seiner Kindheit und Jugend in Greifswald zog Caspar David Friedrich nach Kopenhagen, wo er an der Königlichen Akademie studierte und gemeinsam mit dem aus Kiel stammenden Maler Johan Ludvig Lund (1777-1867) die Modellklasse besuchte.
Friedrich war kein Weltenbummler. Er siedelt 1798 nach Dresden über. Von dort aus besuchte er die nähere und weitere Umgebung: das Riesengebirge, den Harz und Nordböhmen und vor allem seine Heimatstadt Greifswald, von wo er oft die Insel Rügen bereiste.
Johan Ludvig Lund fertigte das erste Porträt Friedrichs an. Ihre Freundschaft blieb zeitlebens bestehen. Nach dem Studium in Kopenhagen zog Friedrich nach Dresden, von wo aus er zahlreiche Reisen in seine Heimatstadt und die Umgebung unternahm. Mehrere Monate weilte er dann in Vorpommern und begab sich auf ausgedehnte Wanderungen in das Greifswalder Umland.
An die Orte seiner Wanderungen gelangte er mit Kutsche und Schiff, vor Ort jedoch wählte er die langsamste Form der Fortbewegung, auch um sich dem Naturgenuss widmen zu können: „Wir wollen uns ganz den schönen Einwirkungen der Natur hingeben!“ heißt es in einem Brief vom 1.5.1815 (Zschoche S. 42). Folglich bedeutete das Wandern für ihn auch eine besondere Art der Naturerfahrung, der er sich regelrecht auslieferte. Zudem waren seine Wanderungen „Zeichenreisen“: Er zeichnete ganze Landschaften, aber auch detailreiche Bäume, Steine, Äste und Blumen in seine Skizzenbücher (einige davon befinden sich heute im Pommerschen Landesmuseum). Aus dieser Sammlung von Naturmotiven schöpfte er später Bilddetails, die er in seinem Atelier in Dresden zu seinen eindrucksvollen Landschaftsgemälden komponierte.
Dass er seine Motive und Inspiration aus der Natur schöpfte, bezeugt eine tiefe Naturverbundenheit Friedrichs. Diese lässt sich auch in seinen Briefen erkennen: „…daß man die Natur nicht nach Kunstwerken studiren müßte sondern aus ihr der Natur selbst erkennen lernen müßte.“ (Brief vom 18./19.8.1810, Zschoche S. 30) oder „In Gottes freier Natur erschließt sich der Mensch dem Menschen, und durch Geben und Nehmen wird er besser und besser. In Mauern eingespärt verschließt sich der Bruder dem Bruder und er wird schlechter und schlechter.“ (Brief vom 1.5.1815, Zschoche S. 42)
Literatur: Caspar David Friedrich: Die Briefe,
hrsg. und kommentiert von Herrmann Zschoche,
ConferencePoint Verlag: Hamburg 2005
Zwar ist Caspar David Friedrich heute vor allem für seine Ölgemälde bekannt, in Greifswald und Kopenhagen erlernte er jedoch zunächst das Zeichnen. Bereits in seinen frühen Aquarellen und kalligrafischen Übungen (drei dieser Blätter befinden sich im Besitz des Pommerschen Landesmuseums), die er als 15-Jähriger in Greifswald anfertigte, ist sein einzigartiger Umgang mit Farbe zu erkennen. Im Laufe der Zeit entwickelte er ein breites Farbspektrum, basierend auf seinem intensiven und sehr genauen Naturstudium.
Berühmt sind seine Sonnenuntergänge, die aber nur einen Ausschnitt seines Farbwirkens zeigen. Hier gilt es genauer hinzusehen: zum Beispiel im Bild „Neubrandenburg“ im Pommerschen Landesmuseum zaubert Friedrich einen goldenen Herbsthimmel auf die Leinwand, in der Spätphase seines Schaffens dominieren Gelb- und Violetttöne seine Himmel, in den Bildern „Sommer“ und „Wiesen bei Greifswald“ beherrscht ein frisches Grün den Bildgrund.
Seine Farbvirtuosität äußert sich beispielhaft in den Himmels- und Wolkendarstellungen die teilweise seine Landschaftsbilder dominieren. Diese belegen, wie genau Friedrich die Naturphänomene beobachtete: er differenziert Wolken, die sich mit dem aufsteigenden Nebel vermischen, wie im Bild „Ziehende Wolken“, und Schleierwolken vor dem Sonnenuntergang am Horizont – mal über dem Meer, mal über einer Stadtsilhouette –, Unwetterwolken im Bild „Neubrandenburg“ oder im „Meeresufer im Mondschein“. Friedrichs Himmel sind wolkenverhangen oder wolkenbesprenkelt, manchmal auch wolkenfrei. Dass Friedrich sich mit diesem Thema intensiv beschäftigt hat, beweisen auch seine zeichnerischen Wolkenstudien aus den Jahren 1806-1808.
Ein anderes wiederkehrendes Motiv ist der Nachthimmel, den Friedrich in virtuoser Farbvielfalt ausgestaltet und variiert hat. Der Abendstern und vor allem der Mond spielen als Nachtgestirne eine wichtige Rolle in seinen Bildern, ob als Vollmond wie im berühmten Bild „Mondaufgang am Meer“, im „Kreuz an der Ostsee“ und im weniger bekannten Berliner Bild „Waldesinnere im Mondschein“ oder als schmale Mondsichel in der „Abtei im Eichwald“ und im schon fast ikonischen Bild „Zwei Männer in Betrachtung des Mondes“.
Die Farbwirkung seiner Gemälde ist folglich ebenso präzise komponiert wie der Bildaufbau: Im Atelier fügte er seine verschiedenen Skizzen und Details, die er auf unterschiedlichen Reisen gezeichnet hatte, zu idealen Landschaften zusammen. Die Skizzen stammen zuweilen aus weit auseinander liegenden Jahren oder zeigen verschiedene Motive, die nicht an einem Ort zu finden sind. Bekanntestes Beispiel für seine Motivkombinationen dürfte „Die Ruine Eldena im Riesengebirge“ (Pommersches Landesmuseum) sein. In diesem Bild versetzt der Maler die Ruine in einen Gebirgszug, den er 1810 bewandert und gezeichnet hatte. Die Skizze von der Ruine stammt aus dem Jahr 1815, in dem er auf einer Reise in die Heimat das Westwerk des Klosters Eldena aus Richtung Westen zeichnete. Das Gemälde malte er erst in den Jahren 1830 und 1834. Basis seiner manchmal sehr frei erscheinenden Kompositionen sind sein konzentriertes Naturstudium und die auf seinen zahlreichen Wanderungen präzise angelegten Zeichnungen.
Caspar David Friedrich ist heute weltweit bekannt und geschätzt, neben Albrecht Dürer wohl einer der berühmtesten deutschen Maler. Einige seiner Bilder wurden zu Bildikonen, darunter vor allem der „Wanderer über dem Nebelmeer“ (Hamburger Kunsthalle) oder, „Der Mönch am Meer“ (Alte Nationalgalerie, Staatliche Museen Berlin) und „Zwei Männer in Betrachtung des Mondes“ (Albertinum, Staatliche Kunstsammlung Dresden). Er gilt als Begründer der Moderne in der Malerei und wurde nach seinem Tod bereits früh von anderen Künstlern rezipiert. So wurde Caspar David Friedrich zu einer Lichtgestalt, die weit über seine Lebenszeit und seine Heimatstadt Greifswald hinausstrahlt.
Friedrichs Schaffenszeit fällt in die kulturgeschichtliche Epoche der Romantik. Diese wird genreabhängig unterschiedlich datiert: In der Literatur Ende des 18. Jahrhunderts mit der Frühromantik beginnend, setzt sie sich in der Malerei ab dem Beginn des 19. Jahrhunderts bis etwa 1840 fort. In der Musik zieht sich die Romantik bis in das beginnende 20. Jahrhundert hinein. Die Romantik ist ein europäisches Phänomen, welches auch in Nordamerika (dort vor allem in der Malerei) wirksam wird. Caspar David Friedrich gilt weltweit als einer der bekanntesten Vertreter dieser Epoche.
Bereits zu Lebzeiten hat Friedrich andere Maler beeinflusst, so auch Johan Christian Dahl, Carl Gustav Carus und seine Schüler August Heinrich und Georg Heinrich Crola. Sein Einfluss, z. B. auf die Kopenhagener und Düsseldorfer Malerschule, darf nicht unterschätzt werden. Bis heute sind die Arbeiten Caspar David Friedrichs für zahlreiche Künstler*innen von enormer Inspirationskraft und geben Anlass zur künstlerischen Auseinandersetzung und Intervention. Künstler wie Ólafur Elíasson, Hiroshi Sugimoto und Gerhard Richter beziehen sich stark auf das bildnerische Werk des Greifswalder Malers.